Liebe Betonbegeisterte, wie soll man den richtigen Vergussbeton finden, wenn es davon im Moertelshop 18 verschiedene zur Auswahl gibt? Das ist eine berechtigte Frage, und deshalb gebe ich hier mal ein paar Tipps, die es hoffentlich einfacher machen. Im Grunde geht es nur darum, was man aus dem Beton herstellen will. Wenn es um kleine, dekorative Gussstücke geht, die nicht mehr als 5 kg wiegen, dann ist man beim VITO PIANO gut aufgehoben. Das ist ein schnell abbindender und sehr feinkörniger Bastelbeton, der sich leicht mit dem Quirl anrühren lässt und wie Honig in die Form fließt. Es gibt ihn in verschiedenen Grautönen, in schwarz und in weiß und als besonders schnell abbindenden VITO EXPRESS. Und für kleine Gefäße, die wasser- und öldicht sein müssen, gibt es neuerdings auch den VITO SPEZIAL. Die Fertigmörtel aus der VITO-Familie haben eine sehr gute Festigkeit und Kantenstabilität, was bei kleinen und filigranen Werkstücken natürlich sehr wichtig ist. Eine ebenfalls sehr feinkörnige und schnell abbindende, schneeweiße Alternative zum VITO ist der STEINGUSS. Er hat ganz ähnliche Eigenschaften, lässt sich aber noch einfacher anrühren und ist wirklich kinderleicht zu verarbeiten. Dafür dauert es länger, bis er seine Endfestigkeit erreicht hat, was bedeutet, dass die noch jungen Werkstücke etwas bruchempfindlicher sind. Man sollte ihn deshalb besser nicht für sehr filigrane Arbeiten verwenden. Für besonders filigrane Werkstücke gibt es den GOGOLIT DESIGN II. Der ist wegen seiner ganz besonderen Eigenschaften eigentlich eine Klasse für sich. Er wiegt erheblich weniger als normaler Beton und ist extrem fließfähig. Ebenso wie der VITO SPEZIAL hat er keine sichtbare Körnung, so dass man Gussgrate sehr gut wegschleifen kann, ohne dabei störende Sandkörner freizulegen. Zum Basteln und für Kleinserien sollte damit eigentlich für jeden etwas dabei gewesen sein. Außer vielleicht, man sucht einen Beton, der auch noch feuerfest ist, damit er sich im Brennofen glasieren lässt. Kein Problem, denn dafür haben wir PYRAMIT. Das ist ein feinkörniger, weißer und sehr leichter Vergussbeton, der Temperaturen bis 1600°C aushält. Eine ganz andere Anwendung sind Küchenarbeitsplatten und sonstige Möbelstücke aus Beton. Hier kommt es auf höchste Festigkeit und eine sehr dichte Oberfläche an. Der passende Beton dafür ist MOBY DUR, den es in weiß und in grau gibt. Hier ist die Verarbeitung, insbesondere das Anmischen, keine ganz so einfache Aufgabe und erfordert eine gewisse Technik. Man sollte sich da erst heranwagen, nachdem man die Werkanleitung Flowstone aufmerksam studiert hat. Nach der Lektüre ist es aber auch nicht mehr schwierig, und man wird mit einem erstklassigen Gussstück belohnt. Anders als die oben genannten Bastelbetone enthält MOBY DUR keinen Beschleuniger. Man kann das Gussstück also erst am nächsten Tag aus der Form holen. Wer eine schnellere Erhärtung braucht, der kann auf den äußerst beliebten TURBO 20 ausweichen. Mit TURBO 20 erzielt man zwar eine etwas geringere Festigkeit als mit MOBY DUR, aber dafür lässt er sich viel leichter anmischen. Ein kräftiger Quirl reicht schon aus. Und weil der Beton nahezu schwindfrei abbindet, kann man daraus auch gut dünne Platten gießen, die sich mit anderem Beton infolge der Schwindung verwölben würden (siehe Techniktipp weiter unten). Das ist zum Beispiel dann interessant, wenn eine Tischplatte nicht wie empfohlen 3 bis 4 cm, sondern nur 1 bis 2 cm dick sein soll. Dass der TURBO 20 eine etwas gröbere Körnung enthält, sieht man an der Oberfläche übrigens nicht. Die lässt sich ebenso glatt und makellos herstellen wie mit MOBY DUR. Aber natürlich gibt es auch noch eine feinkörnigere Alternative mit ähnlichen Eigenschaften, nämlich den MOBY FIX, und zwar in grau und in weiß. Obwohl das alles schon mehr als ausreichend erscheinen mag, gibt es immer noch einen speziellen Fall, der damit nicht abgedeckt ist. Nämlich der in-situ-Guss, also der Fall in dem man seine Küchenarbeitsplatte nach der Erhärtung nicht entformt und in gewendetem Zustand einbaut, sondern sie an Ort und Stelle belässt und einfach so in Gebrauch nimmt, wie sie gegossen wurde. Dann braucht man einen Beton, der auf der beim Guss oben liegenden Seite eine möglichst glatte Oberfläche ausbildet. Und das kann der PLAN B. Er hat eine vergleichsweise feine Körnung, bindet beschleunigt ab und ist schwindfrei. Tja, und im Wesentlichen war es das auch schon. Mit DURFILL hätten wir zusätzlich noch einen hochfesten Spezialbeton zum Verfüllen von Maschinengestellen. Und mit GOGOLIT INDUSTRIAL einen grauen Leichtbeton für Tischplatten oder ähnliches, der nur halb so viel wiegt wie normaler Beton. Noch was vergessen? Ach ja, wir haben natürlich auch einen ganz normalen Beton, den BVB 08/15. Den würde ich zum Beispiel für Baluster empfehlen oder allgemein für massive Gussstücke, bei denen es nicht auf höchste Festigkeit oder perfekte Oberflächen ankommt. Er ist ein bisschen so wie der ganz billige Estrichbeton aus dem Baumarkt. Nur dass er halt nicht grau ist, sondern weiß. Und natürlich enthält er mehr Zement, damit er nicht abkrümelt. Und Trassmehl enthält er auch, damit er keine Ausblühungen bekommt. Und dann ist er auch noch etwas fließfähig eingestellt, damit er besser in die Schalung rutscht. Aber ansonsten ist daran alles ganz normal. Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und freue mich wie immer auf Fragen und Feedback in unserem FORUM. Schöne Grüße und eine gute Zeit Sven Backstein ______________________________ Backstein Engineering GmbH, Reg. Amtsgericht Wiesbaden, HRB 19382 P.S.: Mein Techniktipp – Was ist Schüsseln? Mit Schüsseln bezeichnet man die Neigung dünner Betonplatten, sich beim Abbinden zu verwölben. Die Ursache dafür liegt in einem Feuchteunterschied zwischen der Unterseite und der Oberseite der Platte in den ersten Stunden nach dem Guss. Während auf der Unterseite das Wasser nicht entweichen kann, findet auf der Oberseite der Platte ein Feuchteaustausch mit der Luft statt. Dem Beton geht durch Verdunstung Wasser verloren, und das hat Einfluss auf sein Schwindverhalten. Er schwindet dann auf der Oberseite stärker als auf der Unterseite, und aus der ursprünglich ebenen Betonplatte wird, übertrieben ausgedrückt, eine Schüssel. Am Bau lässt sich das Phänomen manchmal bei dünnen Estrichböden beobachten. Die können sich durch das Schüsseln in den Zimmerecken um einige Zentimeter anheben. Wenn man dann diesen Teil des Raums betritt, kann die ganze Ecke abbrechen, und es entsteht ein Riss im Betonboden. Bei Tischplatten aus Beton kommt es zu den gleichen Erscheinungen, besonders dann, wenn sie sehr dünn sind. Man empfiehlt deshalb in der Regel eine Mindestdicke von 4 cm. Es gibt einige Maßnahmen, die man ergreifen kann, um das Schüsseln zu verhindern oder in erträglichem Rahmen zu halten. Bei Tischplatten mit mehr als 4 cm Dicke muss man sich eigentlich gar keine Gedanken machen. Trotzdem sollte generell das Gussstück gleich nach dem Guss mit Folie abgedeckt werden, um den Feuchteaustausch mit der Luft zu bremsen. Wenn man sehr dünne Platten gießen will, empfiehlt es sich, von vorn herein einen schwindfreien Beton dafür auszuwählen, z.B TURBO 20 oder Plan B. Ist das nicht möglich, dann kann man einen Schwindreduzierer verwenden, um zumindest das Ausmaß des Schüsselns zu begrenzen. Mit der Entformung sollte man nicht länger als nötig warten und das Gussstück dann für einige Tage so auf Leisten oder Klötzchen ablegen, dass von allen Seiten gut Luft herankommt. Zugluft ist natürlich zu vermeiden. Es besteht übrigens keinerlei Hoffnung, dass eine geschüsselte Betonplatte mit der Zeit von allein oder durch Aufbringen einer Kraft wieder gerade wird.
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