Liebe Betonbegeisterte,
unser VITO PIANO hat uns ins Grübeln gebracht. Warum kommt es bei manchen Kunden zu mysteriösen Fleckenmustern auf der Oberfläche, bei einer Gegenprobe in unserem Labor aber nicht? Die Muster sind eigentlich sehr schön und lassen sich als interessantes gestalterisches Element nutzen, nur was tun, wenn man sie nicht haben will? Unsere Analyse hat ergeben, dass nach langer Lagerzeit und nach längerem Kontakt mit der Luft die Abbindegeschwindigkeit von VITO PIANO stark zurückgeht, und genau darin liegt auch die Ursache für die Verfärbungen. Durch das verzögerte Abbinden können im Frischbeton größere Agglomerationen entstehen, die schneller und mit etwas anderer Färbung erstarren als der Rest. Dort wo sie an die Oberfläche angrenzen, nimmt man sie dann später als Flecken wahr.
Hier im linken Bild sieht man eine Probe von absichtlich zu lange und zu feucht gelagertem VITO PIANO weiß, bei der die Agglomerationen gut zu erkennen sind, weil zum richtigen Zeitpunkt der noch nicht erstarrte Teil des Betons abgegossen wurde. Im rechten Bild sieht man das Resultat ohne Abgießen nach zwei Tagen Verweilzeit in der Gussform. Von nahem betrachtet sieht das dann so aus. Der Effekt macht sich besonders in der kühleren Jahreszeit bemerkbar, da mangelnde Wärme die Abbindezeit verlängert. Und natürlich zeigt er sich auch bevorzugt bei überwässertem Beton, weil zu viel Anmischwasser ebenfalls verzögernd wirkt. Will man absichtlich bewirken, dass diese Muster entstehen, dann sollte man den Trockenmörtel vor der Verwendung längere Zeit offen an der Luft stehen lassen, für eine kühle Umgebung sorgen und beim Anmischen etwas zu viel Wasser nehmen. Will man sie dagegen nicht haben, dann muss man einfach nur frischen Trockenmörtel nehmen und ihn nach Vorschrift anrühren. Durch Zugabe von etwas Beschleuniger lässt sich bei Bedarf immer dafür sorgen, dass der Abbindevorgang schneller abläuft. 10% RAPIZEM sind in der Regel schon ausreichend, um die Flecken auch bei einem schon überlagerten VITO PIANO sicher zu verhindern. Passend zur kommenden kühlen Jahreszeit haben wir unseren VITO PIANO in weiß, grau und eisgrau übrigens jetzt auf etwas schneller abbindende Wintermischungen umgestellt, um den Flecken noch besser vorzubeugen. Mit dem beschriebenen Phänomen lassen sich sehr interessante Oberflächen zaubern, besonders dann, wenn auch noch Pigmente im Spiel sind, wie bei diesem Eierbecher-Prototyp aus der MAMU Betonmanufaktur in Wien. Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und freue mich wie immer auf Fragen und Feedback in unserem FORUM.
Herzliche Grüße und eine gute Zeit Sven Backstein
Backstein Engineering GmbH, Reg. Amtsgericht Wiesbaden, HRB 19382 P.S.: Mein Techniktipp – Was Schaumbeton mag Schaumbeton ist schon eine tolle Sache, und da wir immer mehr von unseren SPUMATOR SIMPLEX Schaumerzeugern und PUNKY Schaumquirlen verkaufen, besitzt er wohl auch eine wachsende Fangemeinde. Aber manchmal ist Schaumbeton auch ein Sensibelchen und fällt zusammen wie ein misslungenes Soufflé. Deshalb hier mal eine Liste von Dingen, die man bei Schaumbeton vermeiden sollte. • Der Kontakt mit Öl und auch fast jeder Art von Formtrennmittel bringt ihn schnell zum Zerfallen. • Fast alle Betonzusatzmittel sind für Schaumbeton eher schädlich als nützlich, besonders natürlich die Entschäumer. • Ein Beschleunigen durch Zugabe von CSA-Zement, Tonerdezement oder sonstige Mittel geht meistens schief. • Das Wassersparen wie man es von hochfestem Beton kennt, ist mit Schaumbeton auch keine gute Idee, denn das kann ihn ebenfalls zum Zusammenfallen bringen. • Wenn der hinzugemischte Schaum zu leicht oder zu schwer ist, dann geht es auch nicht. Ein Schaumgewicht von 80 g pro Liter ist ideal. Wer also gern etwas herumprobiert, um dem Schaumbeton noch diese oder jene Eigenschaft mitzugeben, der sollte dabei den wichtigsten Trick nicht außer Acht lassen, nämlich das KISS-Prinzip (Keep It Simple and Stupid). Anders gesagt: Schaumbeton mag am liebsten ganz einfach nur Portlandzement, Wasser und einen 80g/l – Schaum. Damit klappt es eigentlich immer. |