Liebe Betonbegeisterte,
wir haben unseren weißen VITO PIANO Feinbeton überarbeitet, und die gute Nachricht ist: Er ist jetzt viel besser. Ich habe mich entschieden, einen der Rohstoffe auszutauschen, der zwar schneeweiß ist, der aber leider auch immer für Probleme gesorgt hat. Durch diesen Rohstoff war der weiße VITO PIANO deutlich zickiger als seine grauen Brüder, neigte eher zu fleckigen Oberflächen und war schon nach relativ kurzer Zeit an der freien Luft überlagert, wodurch er dann nur noch langsam oder gar nicht mehr abbinden wollte. Und ein Beton, der nur unter Idealbedingungen gut funktioniert, ist einfach nicht robust und fehlertolerant genug für das echte Leben. Im neuen VITO PIANO weiß II ist der besagte Rohstoff jetzt durch einen grauen ersetz, und der Graustich ist mit Weißpigment kompensiert. Das ergibt zwar in Summe einen minimal dunkleren Weißton, der ist aber dafür viel einheitlicher und neigt überhaupt nicht zur Fleckigkeit. Bei gleicher Wassermenge wie zuvor geht das Anmischen jetzt außerdem viel viel leichter von der Hand, und die Fließeigenschaften sind auch besser. An der hohen Endfestigkeit hat sich natürlich nichts geändert. Hier zur Veranschaulichung ein Bild, das die VITO PIANO - Typen nebeneinander zeigt. Von links nach rechts sieht man die Farbtöne Schwarz, Grau, Eisgrau und Weiß. Und ganz links ist zum besseren Vergleich auch noch unser STEINGUSS zu sehen, welcher noch einen Tick weißer ist.
Der STEINGUSS verwendet einen anderen Beschleuniger (siehe Techniktipp weiter unten) und ist deshalb in puncto Frühfestigkeit und Endfestigkeit nicht ganz so gut wie der VITO PIANO. Ein verbesserter STEINGUSS II ist aber auch schon in Planung. Ich wünsche viel Spaß beim Ausprobieren und freue mich wie immer auf Fragen und Feedback in unserem FORUM. Schöne Grüße und eine gute Zeit Sven Backstein ______________________________ Backstein Engineering GmbH, Reg. Amtsgericht Wiesbaden, HRB 19382
P.S.: Mein Techniktipp – Beton verzögern und beschleunigen
Normalerweise braucht Beton einen Tag, um hart zu werden und ein paar Wochen, um seine Endfestigkeit zu erreichen. Der Abbindevorgang lässt sich allerdings auch beschleunigen oder verzögern. Ganz nach Belieben kann man den Beton dadurch so schnell einstellen, dass er schon beim Umrühren fest wird, oder auch so langsam, dass er gar nicht fest wird. Man sollte sich aber ein wenig auskennen, damit auch wirklich das gewünschte Ergebnis herauskommt. Nehmen wir z.B. eine schnell abbindende Beton-Fertigmischung wie VITO PIANO oder TURBO 20. Die enthält in der Regel bereits beides, also sowohl Verzögerer als auch Beschleuniger, und zwar in einem wohldosierten Verhältnis, damit sich eine Verarbeitungszeit von 10 bis 20 Minuten ergibt. Wem das zu kurz ist, weil er vielleicht für ein größeres Werkstück mehr Zeit braucht, der könnte auf die Idee kommen, durch Zugabe von Verzögerer eine Verarbeitungszeit von 60 Minuten einzustellen. Das wird aber nicht funktionieren. Stattdessen wird das System höchstwahrscheinlich kippen und der Beton gar nicht mehr fest werden. Grundsätzlich gilt: Je raffinierter die Rezeptur, desto weniger sollte man noch mit Zusatzmitteln eingreifen. Beschleunigen geht mit etwas Fingerspitzengefühl fast immer, Verzögern mit noch mehr Fingerspitzengefühl in Grenzen auch. Nur beim MOBY DUR® Möbelvergussbeton ist jeder derartige Eingriff verboten. Und was nimmt man da so als Beschleuniger? Es gibt überraschend viele Möglichkeiten, einen normalen Beton, also einen auf Basis von Portlandzement, zu beschleunigen. Mein Favorit ist die Zugabe von CSA-Zement (z.B. RAPIZEM®) weil das am stärksten wirkt. Man kann aber auch einen Tonerdezement (z.B. CARO White Feuerfestzement weiß) nehmen. Wenn man ihn hoch genug dosiert, dann geht die Erstarrung sekundenschnell. Allerdings dauert es danach länger als beim CSA-Zement, bis die Endfestigkeit erreicht wird. Ein schnelles Erstarren mit darauffolgendem langsamen Erhärten kann erwünscht sein, wenn man noch Material abtragen will, bevor das Werkstück dafür zu hart ist. Es kann aber auch unerwünscht sein, wenn man ein filigranes Gussstück früh entformen will, ohne dass es bricht. Da will man lieber ganz schnell eine hohe Festigkeit. Und was nimmt man als Verzögerer? Auch hier gib es mehrere Möglichkeiten. Ganz normaler Zucker zum Beispiel wirkt stark verzögernd auf den Beton. Ebenso Weinsäure (unser PIANO Betonverzögerer) oder auch Zitronensäure. Einfach mal ausprobieren. Und natürlich kann man auch mit Wärme Einfluss auf die Abbindegeschwindigkeit nehmen. Das ist sogar bei MOBY DUR erlaubt. Je wärmer der Beton ist, desto schneller bindet er nämlich ab. Und weil er dabei selbst auch noch Wärme erzeugt, wirkt die Methode gleich doppelt. Ich habe das früher gern in meinen Betonworkshops angewendet, wenn wir mit unbeschleunigtem Beton gearbeitet haben (MOBY DUR, GRISU oder GRUMO) und das Werkstück trotzdem noch am gleichen Tag stabil genug für den Abtransport im Kofferraum sein musste. Einfach das Werkstück gut mit Folie abdecken und dann eine Hühnerstall-Wärmelampe darüberhängen. Das wirkt Wunder. |