Mit Knetbeton basteln und modellieren - von Wiebke Zander

Sven Backstein
2019-07-23 08:19:00 / DIY Kolumne

Knetbeton ist perfekt für alle, die kreativ mit Beton arbeiten wollen. Hier gibt es eine praktische Anleitung.

Für mich als betonverliebte Bloggerin ist es jetzt höchste Zeit, mich auch mal mit Knetbeton zu beschäftigen. Knetbeton sieht auf den ersten Blick aus wie jeder Mörtel. Wenn man genau hinschaut, erkennt man aber, dass sehr viele Fasern beigemischt sind. Dadurch wird aus dem - im Normalfall ja gießfähigen - Beton eine formbare Masse, mit der man eigentlich so arbeiten kann, wie mit Aufbauton oder anderen Modelliermassen.
Der Knetbeton muss einfach nur mit Wasser angemischt werden und kann dann - je nach Umgebungstemperatur - 30 bis 60 Minuten lang bearbeitet werden. Wie immer, ist das exakte Einhalten des Mischungsverhältnisses wichtig, und bei Knetbeton ist es ganz besonders wichtig.

Ich habe den weißen Knetbeton PLASTY FIX verwendet und rasch festgestellt, dass Knetbeton für ungeduldige Menschen perfekt ist. Die Objekte sind nach 24 Stunden fertig - ohne Brennen und Glasieren und ohne Risiko, dass irgendetwas im Brennofen schief geht. Außerdem erhärtet Knetbeton ohne Schwindung (wird also nicht kleiner) und ist nach dem Aushärten frosthart und wasserfest. Mir gefällt es besonders gut, dass PLASTIFIX in weiß verfügbar ist. Dadurch hab ich viel mehr Optionen für die Farbgestaltung. Mir fällt jetzt direkt keine Modelliermasse ein, die so viele Vorteile hat. Mehr dazu - wie sich der Beton verhält und welche Tipps ich für Euch habe, gibt es weiter unten.

Vorher will ich Euch aber mal meine ersten 3 Objekte mit Knetbeton zeigen. Bei meinem ersten Versuch mit Knetbeton habe ich mich für ein typisches Anfänger Töpferprojekt entschieden - eine Blattschale.

Knetbeton


Blattschale aus Knetbeton

Für meine Blattschale habe ich 300 g Knetbeton mit 48 g Wasser angemischt und den Beton dann auf etwas Folie wie Plätzchenteig ausgerollt. Kurz vor dem Erreichen der gewünschten Wandstärke habe ich ein Blatt (hier war es ein Ahornblatt, aber ein Weinblatt ist auch sehr hübsch) mit der Adernseite nach unten auf den Beton gelegt und den Beton dann weiter ausgerollt. Jetzt den überschüssigen Knetbeton außerhalb der Vorlage einfach abschneiden und aus einem Teil davon eine Wurst formen. Das soll ein übertrieben dicker Blattstiel werden.

Den Blattstiel an der Unterseite der Schale befestigen (etwas anfeuchten und fest drücken). Jetzt das Blatt vom Beton abziehen und das andere Ende des Blattstiels auf der Oberseite des Blatts befestigen. Wer die Aderstruktur des Blattes besonders hervorheben möchte, kann dafür MORDAX Betonbeize verwenden. Das Ergebnis ist ähnlich, wie bei der Verwendung von Engoben beim Töpfern.

Knetbeton

Meine Blattschale hat auf Anhieb funktioniert. Beim Ton war das Anbringen des Blattstiels immer etwas schwierig. Das ist bei Knetbeton gar kein Problem. Dafür kann man beim Ton die Kanten etwas besser glätten. Beim Knetbeton muss man raue Kanten nachträglich schleifen. Das funktioniert aber gut, weil selbst der dünnwandige Beton sehr stabil ist und beim Schleifen nicht bricht.

Knetbeton

Mehrfarbige Schale aus Knetbeton

Als zweites Objekt habe ich etwas versucht, was ich mit Ton nie richtig gut hinbekommen habe. Mit Knetbeton ging das ganz schnell und einfach. Sogar einfacher als die Blattschale. Für die mehrfarbige Schale benötigt man 2 halbwegs ineinander passende Kunststoffschalen, und am besten sollte die kleinere der beiden Schalen transparent sein. Die größere Schale wird von innen mit Trennmittel (PLOPP oder Öl) behandelt, die kleiner Schale von außen.

Jetzt den Beton anmischen. Für meine Schale mit einem Durchmesser von 12 cm habe ich folgende Mengen verwendet:

100 g Knetbeton ohne Pigment und 16 g Wasser
50 g Knetbeton mit 1 g Farbpigment chromgrün und 8 g Wasser
50 g Knetbeton mit 1 g Farbpigment gelb und 8 g Wasser

In die größere Schale wird nun der farbige Knetbeton eingelegt. Ich habe mich für grüne Kringel und gelbe Schlangen entschieden. Das kann man aber gestalten, wie man mag. Alle Leerräume habe ich dann mit weißem Knetbeton aufgefüllt. Bitte rasch arbeiten und meine Tipps weiter unten beachten. Der Beton muss jetzt noch weich genug sein, um ihn gut zwischen den 2 Schalen pressen zu können.
Die transparente innere Schale einsetzen und sehr kräftig reindrücken. Solange bis keine Lufteinschlüsse mehr durch die transparente Schale sichtbar sind. Dadurch wird die Oberfläche der Betonschale schön glatt. Die Kringel und Schlangen sind aber trotzdem noch gut zu sehen.

Ich hab noch mit einem kleinen Hölzchen, das genau zwischen die beiden zusammengepressten Schalen gepasst hat, den Rand der Betonschale etwas angedrückt, um die Kante zu glätten. Nach dem Trocknen noch den Rand zusätzlich glattschleifen, und fertig ist ein kleines Kunstwerk.

 

Blumiges Windlicht aus Knetbeton

Das dritte Projekt mit Knetbeton geht auch ganz einfach und man kann hier richtig schön kreativ mit Farben, Formen und Ornamenten arbeiten. Im Prinzip wird der Knetbeton zwischen 2 Klarsichtfolien ausgerollt und dann mit den Händen über einer Styroporhalbkugel nachgeformt. So entsteht eine halbkugelige abstrakte Betonblume mit ausgefransten Rändern. Alternativ kann man einzelne Blätter formen und wie Blütenblätter um die Halbkugel drapieren. Dann fehlt noch ein Kelch damit man die Beton-Blume auf einen Stab stecken kann. Im Beet ist das tagsüber eine bunte Gartendeko und wenn es dunkel ist, sorgt die Betonblume für romantisches Licht.

Knetbeton

Für meine Blume bin ich folgendermaßen vorgegangen:

Ich hab einfach 2 unterschiedlich gefärbte Knetbeton-Massen genommen. Eine Masse habe ich geteilt - die soll später die Mitte und den Kelch einer Gartenblume bilden. Die Masse für den Kelch hab ich um einen (geölten) Stab gewickelt, damit ich die Blume später auf eben so einen Stab stecken kann. Dann habe ich Klarsichtfolie genommen und den Knetbeton in kleinen Batzen darauf verteilt. Hell in der Mitte und dunkler am Rand. Danach habe ich das mit den Händen etwas angedrückt, damit aus der "batzigen" Oberfläche eine zusammenhängende Fläche wird. Darüber habe ich Klarsichtfolie gelegt und den Knetbeton dann zwischen den beiden Klarsichtfolien ausgerollt, und zwar etwas größer als der Durchmesser der Halbkugel. Den Knetbeton habe ich mitsamt der Folie über die Styroporhalbkugel gelegt, und dann habe ich mit den Händen die Kugelform nachgestrichen.

Sobald mir das Ergebnis gefallen hat, habe ich die äußere Folie abgezogen und mit einem Messer noch ein paar Öffnungen für das Kerzenlicht reingeschnitten. Zum Abschluss habe ich den Boden der Halbkugel kurz angefeuchtet und den zuvor geformten Kelch aufgesetzt. Nach 24 Stunden ist die Blüte fertig, und man kann den Stab und die andere Folie entfernen. Ein bisschen nachschleifen und fertig.

Tatsächlich - mehr ist nicht zu tun. Die blumige Gartendeko ist fertig und sieht tagsüber im Beet sehr hübsch und abends (mit Kerzenlicht) spektakulär aus. Wenn Ihr das nachmacht, dann macht am besten gleich ganz viele Windlicht-Blumen - die werden einem nämlich alle abgeschmeichelt.

 

Tipps für die Arbeit mit Knetbeton

Auf jeden Fall kann man den Knetbeton deutlich dünnwandiger gestalten als Ton, und das Verbinden von 2 Teilen ist überhaupt kein Problem. Aber - Handschuhe nicht vergessen! Das ist bei der Arbeit mit Knetbeton Pflicht. Natürlich muss man das Mischungsverhältnis Beton, Pigmente und Wasser unbedingt beachten. Ich hab zusätzlich noch eine Pipette mit Wasser bereitgehalten, damit ich beim Anmischen tropfenweise Wasser zugeben konnte. Bei den kleinen Mengen war ein Gramm mehr Wasser oft schon zu viel - ein bis zwei Tropfen waren aber perfekt. Nach einer Stunde ist der Knetbeton fest und nach 24 Stunden auch ausgehärtet. Dann sind die Objekte frosthart und wasserdicht. Bei hohen Temperaturen geht das auch schneller (siehe unten). Das Glätten der Kanten habe ich beim Beton nicht so schön hinbekommen, wie beim Ton. Aber durch nachträgliches Schleifen kann man das ausgleichen. Durch die Faserverstärkung halten die fertigen Objekte eine ganze Menge aus. Kein Vergleich mit Ton. Der wäre da schon zerbrochen.

Es gibt nur wenige Modelliermassen, die kaum Schrumpfen, und Knetbeton gehört dazu.

 

Knetbeton

Extra Tipp - Temperatur beachten

Mein Knetbeton Experiment habe ich bei über 30 °C im Garten durchgeführt. Bei solchen Bedingungen muss man einfach damit rechnen, dass der Knetbeton viel schneller fest wird. Ich habe deshalb jeweils Knetbeton und Wasser separat abgemessen und vor dem Mischen kühlgestellt. Außerdem habe ich den fertig angemischten Beton auch immer möglichst kalt zwischengelagert, und die bunte Schale habe ich zwischenzeitlich sogar auf Eis gestellt.

 

Die Autorin

Ich bin Wiebke - eine DIY-Bloggerin mit einem Faible für Beton-Projekte. Ich war schon, bevor ich Artikel für den Mörtelshop geschrieben habe, Fan und Kunde und habe hier gern das Material für meine Beton-Projekte gekauft und den Mörtelshop auch (unbeauftragt) empfohlen. Die in diesem Artikel genannten Materialien habe ich nicht selber gekauft - die hat mir der Mörtelshop zu Verfügung gestellt.